Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie ist ein Therapieverfahren, welches den Körper als Einheit betrachtet und Selbstheilungskräfte aktiviert.
Osteopathen ertasten mit Ihren Händen Blockaden und Bewegungseinschränkungen in Muskeln, Knochen, Organen und Faszien, um das Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen, Schmerzen zu lindern und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. Sie wird ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt und kann bei einer Vielzahl von Beschwerden wie Rückenschmerzen, Migräne, Verspannungen, aber Verdauungsstörungen und Störungen innerer Organe helfen.
Der Begründer der Osteopathie war Andrew Taylor Still 6. August 1828 – 12. Dezember 1917
Seine bekannten und berühmten Leitsätze waren:
- „Leben ist Bewegung“: Ein zentraler Satz, der den Kern der osteopathischen Denkweise und Praxis beschreibt.
- Der Körper ist eine Einheit: Still meinte damit, dass Körper, Geist und Seele eine untrennbare Einheit bilden.
- Der Körper hat Selbstheilungskräfte: Er glaubte, dass der menschliche Organismus mit einem natürlichen System zur Selbstorganisation und Heilung ausgestattet ist.
- Struktur und Funktion bedingen einander: Die Beschaffenheit der Körperstrukturen und ihre Funktionen stehen in direkter Abhängigkeit zueinander.
- Im Patienten die Gesundheit suchen, nicht die Krankheit: Dies war ein zentraler Leitsatz, der Stills ganzheitlichen Ansatz unterstreicht, sich auf die Gesundheitsförderung zu konzentrieren.
- Das Gesetz der Arterie: Still lehrte die herausragende Bedeutung der arteriellen und venösen Versorgung für die Gewebegesundheit und den Abtransport von Stoffwechselprodukten.

1874 verkündet Still seine neue Medizin und gibt ihr den Namen Osteopathie. Der zusammengesetzte Begriff leitet sich aus den altgriechischen Wörtern „Osteo“ für Knochen und „Pathie“ für Leiden her. Mit den Knochen hatte Still seine Studien begonnen, um die Leiden seiner Patienten zu lindern.
Er ging davon aus, dass die meisten Beschwerden durch ein nicht optimal funktionierendes Zusammenspiel der Skelettknochen verursacht sind.
Weiterentwicklung und Säulen der Osteopathie
1. Säule: Die parietale Osteopathie
Das Verfahren, das man parietale Osteopathie nennt, welches viele Menschen mit dem Begriff Osteopathie verbinden, nämlich, dass der Osteopath mit Druck auf Wirbel oder Gelenke eine Fehlstellung
wieder „einrenkt“ und damit die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen versucht.
Grundsätzlich ist das eine Behandlungsmöglichkeit, die meist nach Unfällen oder Verrenkungen akut angewendet wird, aber die Osteopathie umfasst sehr viel mehr…
2. Säule: Die craniosacrale Osteopathie
William Garner Sutherland stellte 1939 das Phänomen der primären Respirationsbewegung vor. Dabei handelt es sich um eine sehr feine, eigenständige pulsierende Bewegungen, der Osteopath erfühlen kann.
Diese Bewegungen können besonders gut am Schädel, am Steißbein, aber auch anderen Strukturen des Körpers erspürt werden und stehen nicht im Zusammenhang mit Herzschlag oder Atmung. Sutherland erweitert damit die Osteopathie um den so genannten craniosakralen Bereich.
Um diese Methode anzuwenden, muss sich der Osteopath gut konzentrieren, um die feinen Bewegungen erspüren zu können. Gesundheitsstörungen dieser Art können durch Unfälle, z. B. Stürze auf das Steißbein oder auf den Kopf, aber auch durch Operationen z. B. im Bereich des Kiefers oder durch Zahnbehandlungen verursacht worden sein.
Auch unter der Geburt kann es zu Störungen im craniosacralen System kommen, z. B. durch Glocken- oder Zangengeburten. Allgemein kann eine schwierige Geburt für das Kind, aber auch die Mutter, zu Störungen führen, die osteopathisch behandelt werden können.
3. Säule: Die viszerale Osteopathie
Eine zusätzliche Ergänzung erfuhr die Osteopathie in den 1980er Jahren. Die französischen Osteopathen Jean-Pierre Barral und Jacques Weischenck beschäftigten sich ausführlich mit den inneren Organen.
Für dieses Behandlungsprinzip steht das Wissen, dass Faszien, Gefäße und Nerven Verbindungen mit inneren Organen, (z. B. Leber und Magen) haben. Weiterhin gibt es Verbindungen innerer Organe mit dem Skelett.
So kann z. B.
- ein angespannter Magen Schulter- und Nackenbeschwerden
- die nach vorn gekippte Leber Schmerzen an der Brustwirbelsäule,
- die Blinddarmnarbe Teile des Dickdarms fixieren und dadurch Verdauungsstörungen, sowie zusätzlich Lendenwirbelsäulenschmerzen verursachen.

Die Kunst des Osteopathen ist es, die sogenannte „primäre Dysfunktion“ aufzuspüren und zu behandeln.
In unserer Praxis erhält der Patient zunächst einen Fragebogen, der sorgfältig ausgefüllt mitgebracht wird, damit wir Unfälle, Medikamente und Vorerkrankungen erfassen können. Anschließend wird der Patient zunächst per „Sichtbefund“ untersucht und dann führen wir eine Reihe von Funktions- und Beweglichkeitstests durch und erstellen unseren Befund.
Wieviele Behandlungen notwendig sind, können wir nicht immer genau einschätzen. Es kann sein, dass nach einer gezielten Behandlung die Beschwerden schon weg sind.
Meist sind 3 – 6 Behandlungen nötig, um zum Ziel zu kommen.
Es ist möglich, dass wir die osteopathische Behandlung mit weiteren Möglichkeiten aus dem naturheilkundlichen Behandlungspool unterstützen, um den Heilungsprozess zu beschleunigen und abzurunden.
Die Osteopathie kann aber durchaus als einzige Maßnahme völlig ausreichend sein.
Bei schwerwiegenden Krankheitsbildern kann sie auch als Begleitbehandlung für Patienten, die in schulmedizinischer Behandlung sind, unterstützend eingesetzt werden.
Da die Osteopathie in den Bereich der Heilkunde fällt, darf diese nur von Heilpraktikern oder Ärzten verordnet werden.

